Barcelona ist nicht nur für seine Schönheit als Stadt bekannt, sondern natürlich auch wegen des Fußballvereins FC Barcelona, der seit Jahrzehnten zu den größten Vereinen der Welt zählt. Da traf es sich ganz hervorragend, dass genau an dem Wochenende meines Städtetrips auch ein Heimspiel in der spanischen Liga gegen Rayo Vallecano auf dem Programm stand.
Im Vorfeld wurde die Möglichkeit ausgeschlagen, über die Website Karten der günstigsten Kategorie zu erwerben. Diese wären für die letzte Reihe im Oberrang gewesen, also genau dort wo man in einem Stadion mit einem Fassungsvermögen von mehr als 100.000 Zuschauern ein Fernglas braucht, um das Spiel zu verfolgen bzw. um ein paar der Spieler, die man sonst nur aus dem Fernsehen kennt, auch nur zu erahnen. Wie es der Zufall so wollte war ein Fernglas nun wirklich das letzte, was Steffen (mein Reisegefährte) und ich an diesem Sonntag brauchen sollten.
Ohne Karten zum Stadion
Wir fuhren also ohne Karten, aber mit den Massen an Fans und Touristen zum weltbekannten Camp Nou und versuchten vor Ort unser Glück. Generell kann man eigentlich sagen, dass man immer noch vor Ort Tickets erhält, solange es sich nicht um ein Spiel gegen Real Madrid oder gegen den Stadtrivalen Espanyol handelt. Die Tatsache, dass es bei Ankunft am Stadion bereits 45 Minuten vor Anpfiff war und die Schlangen vor den Ticketständen nur noch durch unseren Kater von der WG-Party am Abend vorher übertroffen wurden, ließ mich das Spiel jedoch gedanklich bereits in der nächsten Kneipe verfolgen. In dem Moment sprachen uns zwei junge Spanierinnen Anfang 20 an und fragten uns, ob wir noch zwei Karten bräuchten. Etwas verdutzt fragte ich um welche Tribüne und Kategorie es sich denn handelte. „General“, was so viel heißt wie Haupttribüne, war die Antwort und ich dachte mir schon das ich mir die Frage nach dem Preis sparen könnte. Doch 50 € für beide Karten, also 25 € je Karte auf der HAUPTTRIBÜNE beim FC Barcelona ließen Steffen sehr neugierig, mich jedoch vor allem sehr misstrauisch werden. Ich entgegnete das wir das Geld in jedem Fall erst dann zahlen würden, wenn wir mit der Karte in das Stadion gekommen sind und so gingen wir gemeinsam zur ersten (Abriss-) Kontrolle. Nachdem der Kontrolleur keinerlei Anstalten machte und auch nicht auf mein sehr verwundertes „They are real?!“ reagierte, übergab Steffen den Mädels das Geld und wir waren zumindest auf dem Vorplatz vor der Haupttribüne. Ich traute diesem spanischen Braten noch immer nicht über den Weg, zu seltsam erschien mir die Aktion, vor allem da die jungen Damen immer wieder darauf hinwiesen, dass sie nun sehr schnell weg müssten und doch bitte das Geld haben möchten. Spätestens als ich den nächsten Einlasspunkt mit einem Ticketscanner sah, dachte ich das der Spaß nun vorbei sei. Doch allem Misstrauen zum Trotz blinkte die kleine, tolle, liebe Maschine tatsächlich grün und gewährte uns Einlass. Für derartige Tickets muss man für gewöhnlich je Karte Preise jenseits der 150 € hinblättern.
Wir sind tatsächlich drin!
Auch als wir dann herausfanden, dass beide Tickets zu völlig unterschiedlichen Blöcken gehörten, war dies erstmal total egal, da wir bereits das „heilige Grün“ erblicken konnten und uns magisch davon anziehen ließen. Völlig perplex standen wir Sekunden später auf der Tribüne und verfolgten, wie die Mannschaft das FC Barcelona unter dem tosenden Applaus der Zuschauer zum Warmmachen aus der Kabine kam.
Nachdem wir bereits zu Beginn gefühlt 1000 Fotos gemacht hatten dachten wir kurz vor Anpfiff, dass man sich ja noch etwas umschauen könne und gingen unter der Tribüne zu einem anderen Block und fanden uns dann ca. 5 Meter vom Spielfeld entfernt wieder. Alles klar, hier könnte man bleiben und tatsächlich waren auch zu Beginn des Spiels noch einige Plätze frei, sodass unser Aufenthalt in diesem Sektor auch gar nicht weiter auffiel. Von dort aus konnte man das Spiel perfekt verfolgen, in die Gesichter der Spieler blicken und ja, es klingt kitschig aber es ist wahr, ich konnte den Rasen riechen.
Das Spiel selbst trug seinen Teil zu diesem außergewöhnlichen Erlebnis bei und Barcelona übernahm nach einem verdienten 6-1 Sieg die Tabellenführung von Real Madrid. Lionel Messi, der im Stadion und allgemein in Barcelona vergöttert wird (was sich bei jedem Ballkontakt selbst beim Warmmachen bemerkbar macht) erzielte standesgemäß drei Tore. Auch in der Presse war im Anschluss von einem überragenden Messi die Rede. Dies ist insofern interessant, da Messi während des Spiels gefühlt nur 2 km gelaufen ist und eigentlich nur bei seinem dritten Tor wirklich überzeugte. Wenn man ihn beobachtete wirkte es manchmal eher, als wäre er gerade bei einem Hobbykick mit seinen Kumpels auf dem Bolzplatz und nicht im größten Stadion Europas vor 87.500 Zuschauern. Aber man konnte schon sehen, mit welcher Eleganz er, aber auch weitere Größen wie Iniesta oder Xavi, den Ball streicheln und verteilen und mit welcher Leichtigkeit und Überzeugung Abwehrspieler wie Piquet agieren.
Immer wieder gut: Sportveranstaltungen auf Reisen
Auch wenn ein Spiel des FC Barcelona natürlich eine Menge Touristen (wie uns auch) anzieht. war es wieder einmal ein gutes Beispiel dafür, wie empfehlenswert es ist, beim Reisen zu einer Sportveranstaltung zu gehen. Dafür sorgten auch die beiden Spanier hinter uns, die jedes Lied lautstark intonierten und jedem Spieler persönliche Dinge zuriefen („Mathieu te quiero!“). Für uns war es ein rundum gelungener Mittagsausflug, den man in dieser Weise im Leben nicht erwarten konnte.
Weitere Eindrücke vom Spiel:
Kai
Norddeutscher im Schwabenland mit einer Leidenschaft für Reisen, Fotografie und Digitale Medien. Dieser Blog ist meine persönliche Spielwiese.
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