Nach den schönen Tagen in der Hafenstadt Valparaíso ging es nun mit dem Bus in den hohen und weit entfernten Norden Chiles, um die „trockenste Wüste der Welt“ zu inspizieren. Wüstenerfahrung hatte ich bis dato nur durch meine damalige Wohnung im Osnabrücker Stadtteil Wüste („Suche Wohnung in der Wüste“ – Osnabrücker Classic), auch deshalb war ich sehr gespannt auf die Landschaften und das Klima.
Nach 25 Stunden Fahrt erreichte der Bus dann tatsächlich den Zielort San Pedro de Atacama. Dieser überschaubare Ort ist Ausgangspunkt für viele Touren in der Atacamawüste und lebt größtenteils vom Tourismus, was sich auch in den Straßen durch eine Vielzahl von Tourismusagenturen widerspiegelt.
Die erste Tour brachte mich in das „Valle de la Muerte“ und in das „Valle de la Luna“. Für den Fall von geringer Sprachbegabung: Das Tal des Todes und das Tal des Mondes. Erstere Bezeichnung ist wohl der recht lebensfeindlichen Umgebung zu verdanken, letzteres erklärt sich anhand der Landschaften von selbst. Man hat wirklich ein wenig das Gefühl auf dem Mond gelandet zu sein. Die sehr bizarren Landschaften und die extreme Weite sind äußerst imposant und lassen die lange Anreise schnell vergessen. Gekrönt wurde die Tour von einem Premium-Sonnenuntergang mit allerlei Farbenspielen und purer Schönheit der Natur. Weniger schön war allerdings der extreme Wind auf dem Hügel, welcher den in der Wüste doch recht allgegenwärtigen Sand in jeden Winkel der Kleidung trieb.
Die zweite Tour startete bereits um 4:30 Uhr und brachte eine längere Anfahrt fast bis an die Grenze Boliviens (ca. 5 km Entfernung) mit sich. Ziel war das Geysirfeld El Tatio, welches auf knapp 4300 m Höhe liegt und damit das am höchst gelegene Geysirfeld weltweit ist. Die frühe Anfahrt ist deshalb nötig, da zu dieser Zeit noch Minusgrade herrschen (an diesem Tag waren es -9 °C, gefühlt eher -90 °C). Durch den Temperaturunterschied sieht man die warme Luft der Geysire, welche sich auch dazu eignet, die Hände vorübergehend wieder aus dem Frostzustand zu befreien. Nach Sonnenaufgang bestand zudem die Möglichkeit in heißen Quellen zu baden, was von mir umgehend genutzt wurde und einen schönen Kontrast zur Außentemperatur darstellte.
Tour Nummer 3 am darauffolgenden Tag ging zur etwa 20 km entfernten „Laguna Cejar“. Hier findet man drei Salzseen, wovon man in einem schwimmen darf und durch den hohen Salzgehalt an der Oberfläche „schweben“ kann. Für mich als absolut talentfreier Schwimmer ein wahrer Hochgenuss. Viel mehr als das Schwimmerlebnis hat mich auch hier die Landschaft beeindruckt. Spiegelungen in den Seen, Farbkontraste durch Wasser, Hügel, Sand und Vegetation. Definitiv ein Highlight der gesamten Reise.
Die Überlegung noch eine abendliche „Sky-Observation-Tour“ zu buchen warf ich kurzfristig über den Haufen, da mein Fokus darin lag, den klaren Sternenhimmel in der Wüste fotografisch festzuhalten. Ich ahnte bereits, dass ich hierfür etwas länger brauchen würde und wollte vermeiden durch eine zeitlich begrenzte Tour nicht zum gewünschten Ergebnis zu kommen. Also nahm ich meine Beine in die Hand und stiefelte einfach aus dem Ort heraus und ca. 1,5 km hinein in die Wüste. Allein und bei Dunkelheit definitiv ein Erlebnis, das in Erinnerung bleibt. Mitten auf einer Straße liegend versuchte ich also mittels kleinem Stativ und Kamera einen Fokuspunkt am Himmel zu finden, was sich als äußerst schwierig herausstellte. Da die Sterne wie hier auf den Bildern zu sehen erst durch eine lange Belichtungszeit auf der Kamera erkennbar werden, waren viel Geduld und etliche Versuche nötig, um zufriedenstellende Ergebnisse zu erreichen.
Am nächsten Morgen stand die nächste Busfahrt auf dem Programm: Mit Argentinien wartete ein neuer Länderpunkt darauf „gefischt“ zu werden.
Kai
Norddeutscher im Schwabenland mit einer Leidenschaft für Reisen, Fotografie und Digitale Medien. Dieser Blog ist meine persönliche Spielwiese.
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Wahnsinnig tolle Bilder Kai! 🙂 Ist auch echt mega gut da!
Wow, die Bilder sind wirklich wunderschön. Bei der Natur vergisst man irgendwann doch auch die Kälte, oder?
Hey Tabitha, kalt war es zum Glück nur bei dem Trip zu den Geysiren im Morgengrauen. Direkt nach Sonnenaufgang wärmt einen dann wieder die Wüstensonne 🙂
Viele Grüße!
Wahnsinn, was für tolle Eindrücke! Die Atacama ist gerade wegen den Bedingungen für Astrofotografie noch eins der ganz großen Reiseträume von mir! 🙂
Grüße
Christian
Hi Kai,
deine Bilder sind echt der Wahnsinn. Ich werde nächsten Monat auch in die Atacama Wüste reisen, weißt du denn vielleicht noch wie der Veranstalter deiner Touren hieß?
Oder vielleicht könntest du mir ja einen empfehlen?!
Danke
LG Weena
Hey Weena,
danke für dein Lob, das freut mich! 🙂
Ich weiß leider nicht mehr die Namen der Touranbieter, aber in San Pedro de Atacama gibt es zahlreiche kleinere Agenturen/Touranbieter. Lauf einfach durch die Straßen und frag unverbindlich nach den Preisen. Ansonsten lohnt sich auch ein Blick auf Tripadvisor mit den Erfahrungen bisheriger Reisenden. Die Tour ins Valle de la Luna/Valle de la Muerte sowie zu den Geysiren habe ich mit einem Anbieter gemacht, den ich via Tripadvisor gefunden habe. Die Lagunen mit einem anderen Anbieter vor Ort. Manche Touranbieter bieten englischsprachige, manche nur spanischsprachige Touren an. Frag einfach vorher nach! Hier findest du eine Liste von Touranbietern: https://www.tripadvisor.de/Attractions-g303681-Activities-San_Pedro_de_Atacama_Antofagasta_Region.html
Wenn Du noch Fragen hast, melde dich einfach. Die Atacamawüste ist wirklich unvergleichbar schön. Ich bin gerade im Iran und war hier auch in der Wüste, aber an die Atacama kommt bisher nichts heran 😉
Ganz viel Spaß in Chile!
Kai
Wow. Die Bilder gefallen mir richtig gut, vor allem die Aufnahmen vom Sternenhimmel sind aber echt Mega!
Dann habt ihr ja die besten Touren in San Pedro de Atacama auch mitgenommen =).
lg, Paul
Hey Paul, der Sternenhimmel ist auch einfach spektakulär da in der Wüste 🙂
Viele Grüße, Kai
Hallo, ich bereite mich gerade auf eine Fahrt in die atacama vor. Hat man Gips in der Wüste? Kann man Maps nutzen?
Hallo Ronald, soweit ich mich erinnere war GPS gar kein Problem. Die Atacama liegt ja auf mehreren tausend Metern Höhe und der Empfang war immer sehr gut. Die Maps einfach vorher als Offline-Version speichern, dann sollte alles klappen! 🙂 Viel Spaß und Grüße, Kai
[…] hat, eine Art Pendant zu „San Pedro de Atacama“ (Ausgangspunkt für Touren in die Atacamawüste in Chile) zu werden. Hoffen wir, dass der Charme von Varzaneh erhalten […]
Hallo,
tolle Bilder und schöner Bericht. Danke.
Wann genau warst Du in der Acatama?
Gruß
Marcus
Hi Marcus, danke für dein Feedback! Ich war bereits im September 2014 dort. Die Atacama ist aber ein ein ziemlich zeitloser Ort 🙂
VG
Kai
Hallo Kai! Wir fliegen im September dort hin und ich frage mich, was mit der Höhenkrankheit ist?
Ich meine, mal eben auf über 4000 Meter höhe muss doch krass sein für den Körper?
Liebe Grüße
Franzi
Hi Franzi, die Höhe kann dem Körper natürlich schon zu schaffen machen. Bei den Geysiren auf über 4000m habe ich das auch durchaus gemerkt, bspw. als ich zum Fotografieren in die Knie ging. Mir wurde da etwas schwindelig. Grundsätzlich bietet es sich an, mehrere Tage in der Wüste zu verbringen, um sich auch zu Beginn ein wenig zu akklimatisieren. Und vor Ort solltest du einfach auf deinen Körper hören und es langsam angehen. Gegen eventuelle Kopfschmerzen können Paracetamol helfen, die habe ich letztes Jahr genommen, als ich in Guatemala auf einen Vulkan gestiegen bin. Letztlich ist es mit der Höhenkrankheit sehr individuell: manche bekommen Probleme, manche gar nicht. An Tag 1 auf dem Vulkan hatte ich zunächst Probleme, an Tag 2 wiederum nicht. Am besten sprichst du vorab einmal mit einem Arzt dazu, da gibt es sicherlich auch noch ein paar Tipps zu dem Thema. Du solltest dir aber nicht zu viele Gedanken machen: Euch erwartet eine wunderbare Reise und wenn ich mir die Bilder von damals ansehe, bekomme auch gleich wieder Lust auf die Wüste! 🙂 Viele Grüße, Kai